1130 Jahre Bauerbach

Die Geschichte unseres Ortes

Ansicht von Bauerbach um 1840


Ansicht von Bauerbach um 2005

Erste urkundliche Erwähnung erfolgte um 887.

Da vermachte der Presbyter Martin (ein mit den höheren Weihen ausgestatteter Priester) in Bauerbach mit Zustimmung seines Herrn, des Grafen Bobbo vom Grabfeld, sein Eigentum zu Buribach und Einharteshausen, im Gau Grabfeld, in der Mark Nordheim gelegen, dem Kloster Fulda. Der Ort Bauerbach ist althennebergischer Besitz. 1297 verkaufte Graf Berthold IV. von Henneberg dem Truchsess Albert die Zinsen der Kammerbesitzung Burebach für 44 Mark Silber. Bald danach ging Bauerbach in den Besitz der Freiherren von Bibra über, die es bis 1684 innehatten. In diesem Jahr kaufte Herzog Bernhard I. von Sachsen-Meiningen das Dorf von Johann Caspar von Bibra für 6500 fl. fränkisch. Als er Bauerbach wieder veräußern wollte, geriet er in einen vor dem Reichshofrat anhängigen Prozess, da der Ort dem reichsritterschaftlichen Verband angehörte. Nachdem jedoch als Käufer Hans Christoph von Wolzogen aufgetreten und auf diese Weise die Möglichkeit geboten war, Bauerbach der Reichsritterschaft zurückzugeben, fand der Prozess einen befriedigenden Abschluss. Die Familie von Wolzogen hatte in Bauerbach ihren Ansitz von 1697-1853, in welchem Jahr das Gut an die Familie von Türcke verkauft wurde. Nach Aufhebung der Reichsritterschaft 1803 kam der Ort an das Großherzogtum Würzburg und bald darauf 1808 durch Staatsvertrag an Sachsen-Meiningen. Als Bauerbach im Jahr 1782 der Reichfreiherrlichen Familie von Wolzogen gehörte, fand Friedrich Schiller nach seiner Flucht vor Herzog Carl Eugen von Württemberg hier seine Zufluchtsstätte und hielt sich im Asyl als „Dr. Ritter“ bei Henriette von Wolzogen auf. Bauerbach, den 8. Dezember [Sonntag] 1782 „Liebster Freund! Das Haus meiner Wolzogen ist ein recht hübsches und artiges Gebäude, wo ich die Stadt gar nicht vermisse. Ich habe alle Bequemlichkeit, Kost, Bedienung, Wäsche, Feuerung, und alle diese Sachen werden von den Leuten des Dorfes auf das Vollkommenste und Willigste besorgt.“ (Auszug S: Schillers Briefe an Andreas Streicher) Schiller arbeitete während seines Aufenthaltes in Bauerbach den “Fiesko” um, es entstanden “Kabale und Liebe“, erste Szenen zu “Don Carlos” und Vorarbeiten zu “Maria Stuart“. Sein Aufenthalt in Bauerbach war der Beginn und seine schaffensreichste Zeit als Dichter der Deutschen Klassik. Zum Gedächtnis an den Dichter fanden bereits 1837, 1859, 1905, 1955 und folgenden Jahren Erinnerungsfeiern statt und die Bauerbacher pflegen noch heute die Schillersche Tradition. Besonders durch den Theaterverein “Friedrich Schiller” mit seinen Aufführungen auf der Naturbühne und den zahlreichen Aktivitäten, die von dem am 07.12.2012 wiedergegründete Schillerverein im Ort ausgehen, wird Schillers Aufenthalt 1782/83 bis heute würdig gedacht und feierlich begangen. Ein Gedenkstein im Ort erinnert an Schillers Aufenthalt. Bauerbach am 11. Mai 1783 „Gestern hatten wir einen lustigen Tag. Die Bauern des Dorfs haben in unserm Hofe getanzt, und ich sahe fröliche Menschen. Bauerbach ist gewiß keine Barbarei. Ich habe schon manche Feinheit an den Leuten entdekt, die mir um so schäzbarer war je weniger ich sie der rohen Natur zugetraut hätte. Vielleicht sind diese Menschen von den übrigens sich beßer Dünkenden nur wie die Gipsfigur von dem Gemälde unterschieden.“ (Auszug:Schillers Briefe an Wilhelm Reinwald, Bibliothekar in Meiningen)

Viel Sehenswertes gibt es in Bauerbach.

Das Gutshaus der Familie von Wolzogen ist heute ein Museum, das den Besuchern die Zeit nahe bringt, in der Schiller hier sieben Monate gelebt und gearbeitet hat. Auch der Gasthof “Zum braunen Ross”, in dem Schiller einst aß und trank, beim Gastwirt Debertshäuser eine unbezahlte Rechnung bei der Abreise zurück ließ, blieb erhalten und lädt unsere Besucher und Gäste zur Einkehr ein. 1992 wurde der Gasthof saniert und nebenan eine Theaterscheune eingerichtet. Einen Besuch ist auch die architektonisch interessante Dorfkirche wert. Die evangelische Kirche wurde 1839 bis 1841 nach Entwürfen von Baumeister A.W. Döbner erbaut. Der neugotische Saalbau mit Dachreitern steht auf dem Platz seines Vorgängerbaus und wurde 1997 mit Unterstützung der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz saniert. Am 25. September 2016 konnte die Kirchgemeinde der 175. Wiederkehr der feierlichen Weihe dieses Gotteshauses von 1841 in einem Gottesdienst gedenken. Das unter Denkmalschutz stehende und noch funktionstüchtige Backhaus ist ein sehenswertes Kleinod. Jährlich im August wird der Backofen angeheizt und die Mitglieder des Vereins Förderkreis laden zum dörflichen Backhausfest ein. Auf der landschaftlich reizvollen Naturbühne finden jährlich Theateraufführungen, vor allem Schillerdramen, in Regie des 1959 gegründeten Vereins “Naturtheater Friedrich Schiller” Bauerbach unter Mitwirkung von Laiendar- stellern aus dem Ort statt. Der noch erhaltene und durch die Gemeinde gepflegte jüdische Friedhof mit noch 365 Gräbern entstand im 17./18. Jahrhundert. Soweit geht auch die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Bauerbach zurück. Der Wohnbereich der ersten jüdischen Familien waren die Häuser im sogenannten Judenhof bzw. Judenbau (früher Standort "Herrenhaus" von Wolzogen), ein vom christlichen Wohnbereich abgegrenzter Bezirk. Die jüdischen Familien lebten vom Handel mit Vieh, Schnittwaren, kleinen Waren und Alteisen. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es mehrere jüdische Handlungen und Läden am Ort. Außerdem waren im Ort eine Synagoge, eine jüdische Schule, ein rituelles Bad (Mikwe) und ein jüdischer Friedhof (Grabinschrift von 1722) vorhanden. In Bauerbach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/41. Durch das herzogliche Schulamt wurde in Bauerbach im Jahre 1868 eine neu gebaute Schule feierlich eingeweiht. Obwohl der Schulbetrieb vor vielen Jahren eingestellt wurde, ist das Gebäude bis heute erhalten geblieben. Bemerkenswert ist das Französische Tor im Empire-Stil, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft der ehemaligen Schule befindet. Es wurde vom Meininger Handelsgerichtsrat Emil Christ, dem bereits in den 20er Jahren bestehenden Schillerverein Bauerbach, gestiftet. Auf dem Schiller-Wanderweg von Bauerbach bis zum Schloss Elisabethenburg in Meiningen (ca.10,5 km/2,5 Std.) kann man auf Schillers Spuren wandern und die von ihm während seines Aufenthaltes besuchten Stätten besichtigen. Bauerbach ist 12 km südlich der Theaterstadt Meiningen gelegen. Seit 2012 gehört Bauerbach als ein Ortsteil zur Gemeinde Grabfeld, Verwaltungssitz Rentwertshausen.