SCHILLER IN DER UMGEBUNG VON BAUERBACH

Schiller in Meiningen

Meiningen, im südwestlichsten Zipfel Thüringens in einer Talenge der Werra gelegen, ist eine Kleinstadt mit großer Kulturgeschichte.
In der ehemaligen Residenz der Herzöge von Sachsen-Meiningen wirkten Johannes Brahms und Max Reger, Jean Paul und Ludwig Bechstein, natürlich war
auch Goethe ein paar Mal hier. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ging von Meiningen eine Theaterreform mit europaweiter Wirkung aus. Noch heute
spielt das Theater unter den Kultureinrichtungen der Stadt die wichtigste Rolle.

Friedrich von Schiller betreffend, ist in der Region natürlich Bauerbach, der authentische Asylort des jungen Dichters, Anlaufpunkt Nummer Eins. Das
Meiningen eine interessante Nummer Zwei bietet, verdankt der Ort vor allem Christophine und Wilhelm Reinwald.
Wer die beiden sind? – Nun, machen wir uns auf die Spur!

1. Das Schloss Elisabethenburg
2. Das Haus des Brautsuchers - Ernestinerstraße 11
3. Schillereiche - Gabelung Schillerstraße und Nachtigallenstraße
4. Steinernes Haus - Anton-Ulrich-Straße 43
5. Gasthaus »Zum Hirsch« am Markt
6. Das Grab - Parkfriedhof an der Berliner Straße
7. Heimsches Haus - Ecke Georgstraße und Klostergasse
Autor: Andreas Seifert; Thür.Literaturland;
www.literaturland-thueringen.de

HINWEIS:
siehe auch unter "LESE-EMPFEHLUNGEN"
Andreas Seifert; "Schillers Meininger Schwester"
eine LebensLeseWanderung in Meiningen in 10 Stationen
Meininger Museen 2009

SCHILLER-WANDERWEG von MEININGEN nach BAUERBACH
Wanderfreunde kommen in Bauerbach voll auf ihre Kosten.
Eine schöne Möglichkeit, die nähere Umgebung kennen zu lernen, ist der Schiller-Wanderweg
Wegstrecke ca. 10 km
Schwierigkeit: Mittel
Hinweistafel im Ort Bauerbach


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Foto von burgundheimatvereinuntermassfeld.de




Von Bauerbach, seinem Asyl, ist Schiller immer wieder zu Fuß und inkognito nach Meiningen gelaufen, um sich Tinte, die neuesten Zeitungen
und Schnupftabak zu besorgen. Häufig besuchte er den Bibliothekar Reinwald, der als Hofrat die Bibliothek verwaltete, (er wurde sein späterer Schwager),
auf halbem Wege im Gasthaus „Zum Stern“ in Untermaßfeld oder in dessen Wohnung in Meiningen.

Der Schillerwanderweg beginnt am Schloss Elisabethenburg in Meiningen. Möglichkeit zum Besuch der kleinen Ausstellung „Asyl für Schiller“ im Schloss.
Wenige Gehminunten vom Schloss entfernt liegt das Literaturmuseum Baumbachhaus in der Burggasse. Wenngleich es Rudolf Baumbach gewidmet ist, lohnt ein
Abstecher vom Wanderweg. Dieser führt von hier entlang der Werra bzw. der Werrastraße in südliche Richtung bis zum Stillhof. Bildende Künstler haben 2005
entlang des Schillerwanderwegs Skulpturen aufgestellt.

Nachdem man die Henneberger Straße gequert hat, verläuft er als schmaler Weg aus der Stadt hinaus ins benachbarte Untermaßfeld. In Untermaßfeld biegt man
am “ Gasthof „Zum Stern“von der Werrastraße nach rechts in die Karl-Marx-Straße ab. Am Ortsausgang linksseitig, darf man die geteerte Straße verlassen und
stetig bergansteigend einen schönen befestigten Waldweg, durch überwiegend Laubwald führend, weiter gehen. Der Weg führt zunächst in südwestliche, später
in südliche Richtung rechtsseitig vorbei am Gut Amalienruhe zum Mehmelsfelder Berg, nach Bauerbach. Von Untermaßfeld bis Bauerbach sind es knapp fünf Kilometer.
Nachdem man den Wald verlassen hat, bietet sich dem Wanderer ein wohlverdienter prachtvoller Ausblick auf Bauerbach.


Von Untermaßfeld kommend, erreicht man in Bauerbach zunächst das „Gasthaus zum braunen Roß“. Von hier sind es wenige Schritte, vorbei an der Kirche, am Haus
des ehem. Gutsverwalters und Lehrers Vogt, am „Französischen Tor“, zum Schillermuseum. Im Ort kann man neben diesen noch weitere Schillergedenkstätten und
Sehenswertes besichtigen und einen Absecher zum Alten jüdischen Friedhof, der mit seinen 365 erhaltenen Grabsteinen zu den größen Südthüringens zählt, unternehmen.

Nach einer Einkehr im Gasthaus (hier aß und trank während seines Aufenthaltes schon Schiller und blieb dem Gastwirt Debertshäuser bei seiner Abreise die
Begleichung der Rechnung schuldig) und einem Museumsbesuch (Aufenthaltsort von Schiller, als Dr. Ritter, nach seiner Flucht vor Carl Eugen aus Würtemberg im
Asyl von Dez. 1782 bis Juli 1783 im Gutshaus der Henriette von Wolzogen) geht der Weg aus dem Ort in Richtung Henneberg, vorbei am Naturtheater Friedrich
Schiller und der Ruine Henneburg entlang der B 19, durch den Ort Sülzfeld auf dem Radwanderweg zurück nach Meiningen (Rückweg von Bauerbach nach Meiningen 12 km).
Von Henneberg gemäß Fahrplan wochentags mit dem Bus nach Meiningen (Fahrplan MBB -Meininger Busbetrieb) zurück oder man läuft den gleichen Weg
von Bauerbach nach Untermaßfeld weiter nach Meiningen oder mit dem Zug (Fahrplan DB ab Untermaßfeld) nach Meiningen zurück.

Auch die Theaterstadt Meiningen, der Ausgangspunkt der Wanderung sowie die Umgebung von Bauerbach sind einen Besuch wert, zu Fuß oder mit dem Auto oder
im Bus mit einer Reisegruppe. Ein Besuch ist lohnenswert!

Wanderwege um Bauerbach
Vom Jagdschloss Fasanerie
- über Sülzfeld - über Amalienruhe - nach Bauerbach

Zurück von Bauerbach
- über Henneberg - zum Jagdschloss Fasanerie

Wir starten beim Jagdschloss Fasanerie.

Es diente einst den Herzögen von Sachsen-Meiningen als Jagd- und Sommerhaus. Herzog Georg I. ließ den klassizistischen Bau um 1790 errichten.
Unter Herzog Bernhard II. erlebte das Gelände im 19.Jh. eine Blütezeit als Jagd- und Ausflugsgebiet. Im Wald wurden Fasane, Rot- und Damwild in Gehegen gehalten.
1848 wurde der Park der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugsziel mit Gaststätte. Als die Herzöge 1918 abdankten, verfielen das Schloss und der Park.
Nach dem Zweiten Weltkrieg diente Schloss Fasanerie unter anderem als Unterkunft für Umsiedler, Flüchtlinge und Waisenkinder, dann der Roten Armee
und der DDR-Grenzpolizei, und es entstand eine Militäranlage. Nach der Wiedervereinigung wurde die Fasanerie saniert.
Heute beherbergt das Haus u.a. eine Informationsstelle des Biosphärenreservats Rhön und ein Restaurant.

Beim Jagdschloss wenden wir uns nach rechts und wandern am Waldrand entlang zu einem breiten unmarkierten Wirtschaftsweg.
Er führt uns nach rechts zum Ortsrand von Sülzfeld. Dort biegen wir links in die Ringstraße ein und gehen am Ortsrand entlang zur B 19.
Wir queren die Bundesstraße und gelangen auf den ansteigenden Amalienruher Weg.
Nun übernimmt der offene grüne Keil die Führung. Die folgende Kreuzung nehmen wir rechts, biegen links in den nächsten
Querweg ein und gewinnen stetig an Höhe. Der asphaltierte Weg zieht am Gut Amalienruhe vorbei.

Amalienruhe wurde von der Meininger Herzogin Elisabeth Sophie im Jahr 1718 als Sophienlust erbaut. Es war ein schlichtes Herrenhaus
mit romantischem Park. 1764 wurde es nach der Herzogin Charlotte Amalie umbenannt.
Heute wird es von einer Stiftung verwaltet.

Hinter Amalienruhe steigen wir steil in den Wald hinauf und wandern geradeaus über den Mehmelsfelder Berg zu einer Kreuzung.
Dort biegen wir rechts ab und folgen dem grünen Winkel nach Bauerbach hinab.
Dieses Stück Weg gehört zum Schillerwanderweg Bauerbach - Schloß Elisabethenburg Meiningen.

Bauerbach wurde erstmals 887 erwähnt. Damals war der Ort eine Grundherrschaft des Klosters Fulda. Im 19. Jh. waren ein Drittel der Einwohner Juden.
Sie legten den jüdischen Friedhof auf einer Anhöhe außerhalb des Ortes an. Mit 365 Gräbern gehört er zu den größten in Südthüringen.
An die jüdische Bevölkerung erinnert auch der an den jüdischen Fiedhof angrenzende kleine Ortsteil „Judenhof/Judenbau“
und die ehem. Synagoge und Judenschule (seit 1937 Wohnhaus).

Wer heute Bauerbach besucht, wird aber eher an Ereignisse des 18. Jh. denken.

Von Dezember 1782 bis Juli 1783 war Bauerbach Zufluchtsort Friedrich Schillers. Der damals 23-jährige Dichter versteckte sich hier vor dem
württembergischen Herzog Karl Eugen. Wegen unerlaubter Reisen drohten ihm Arrest und Schreibverbot. Auf dem
Gutshof der Familie Wolzogen (heute Schillermuseum) fand er als Dr. Ritter Unterschlupf. Bei einem Besuch des
Museums kann man die Aufenthaltsräume der Familie von Wolzogen und das Arbeits- und Schlafzimmer Schillers
besichtigen und fühlt sich versetzt in die Zeit des Aufenthalts von Schiller in Bauerbach. Während seines
Aufenthaltes im Bauerbacher-Asyl schrieb Schiller u. a. an Don Carlos (Bauerbacher Entwurf), überarbeitete den
„Fiesko“ und stellte „Luise Millerin“ (später Kabale und Liebe“) fertig. Der Meiningen Hofbibliothekar Reinwald
(wurde später sein Schwager durch die Heirat seiner Schwester Christophine) war von Henriette von Wolzogen über
den Aufenthalt Schillers alias Dr. Ritter eingeweiht. Er versorgte ihn mit dem Nötigsten in Bauerbach. Beim
damaligen Gastwirt Debertshäuser im Gasthof „zum brauen Ross“ aß und trank Schiller, blieb aber bei seiner
Abreise von Bauerbach die Rechnung Nr. 58 dem Gastwirt schuldig unddiese ist bis heute unbezahlt.
Schiller führte ein recht einsames Leben vor allem in den Wintermonaten, das nur durch Besuche im Braunen Roß und Treffen mit
Reinwald in Bauerbach, Untermaßfeld oder Meiningen und durch Wanderungen in die Umgebung unterbrochen wurde.
Dort fand er neben Reinwald Partner, vor allem den Hofprediger Pfranger in Meiningen und Pfarrer Freißlich in
Bibra, für intellektuelle Gespräche. Eine lang herbei gesehnte Unterbrechung waren für ihn die zwei Besuche
von Henriette und ihrer damals 16jährigen Tochter Charlotte von Wolzogen in Bauerbach und in Walldorf. In
Charlotte unsterblich verliebt, verstand es Mutter Henriette, Schiller zur Abreise am 24. Juli 1783 von Bauerbach
nach Mannheim zu bewegen. Dort nahm er das Angebot des Theaterintendanten Dalberg an und wurde für 1 Jahr
Theaterdichter in Mannheim. Nur noch einmal weilte er im Dez. 1787 in Bauerbach, zum Besuch von Wilhelm von
Wolzogen, der dort war. Gemeinsam mit Wilhelm von Wolzogen trat man per Pferd den Ritt nach Weimar an, mit
einem Besuch der Cousinen von Wilhelm von Wolzogen: die von Lengefeld-Schwestern Karoline und Charlotte in
Rudolstadt - für Schiller war Bauerbach damit abgeschlossen - „der schönster Augenblick seines Lebens, der nie
wieder kommen sollte“. Bis zu seinem frühen Tod am 9. Mai 1805 in Weimar sollte uns Schiller noch zahlreiche
Werke schaffen und als einer der größten deutschen Dramatiker hinterlassen.
Beim Gasthof schwenken wir nach rechts, der rote Keil gegen die Spitze übernimmt die Führung. Wir wandern
vorbei an der Kirche (Faltblatt liegt in der Kirche aus - über die Kirche, Bau und Geschichte Kirche und
Begebenheit zu Friedrich Schiller sowie Ludwig von Wolzogen), vorbei am Haus des Lehrers und Verwalters Vogt
(Wandgemälde am Haus erinnert an die Ankunft Schillers am 7. Dez. 1782 in Bauerbach), gegenüber ein Französisches
Tor aus dem Jahre 1920, dem damaligen örtlichen Schillerverein gestiftet, nebenan das 1864 erbaute
Dorfschulgebäude, am sehenswerten Schillermuseum vorbei.
Nun leitet uns der rote Keil gegen die Spitze zum Ortsrand und führt nach rechts auf einen Feldweg über
Henneberg zurück in die Fasanerie.
Wir folgen dem ansteigenden Feldweg, queren einen Kiesweg und wandern schräg in den Wald hinauf, wo sich das
Gelände „Großer Graben“ des Naturtheaters Friedrich Schiller befindet. Die Bauerbacher halten die Erinnerung an
Schiller unentwegt wach. Bereits 1959, zum 200. Geburtstag Schillers, gründeten sie ein Laientheater und
spielten Stücke Schillers. Seit 1990 werden diese vom Dorftheater »Friedrich Schiller Bauerbach e. V.« im
Naturtheater aufgeführt.
Der Wanderweg zieht beim Hinweisschild auf das Naturtheater nach links, bleibt erst nah am Waldrand, führt dann
als Wiesenweg zur Straße am Fuß des Schlossberges von Henneberg hinab.

Der Schlossberg, der die Burg Henneberg trägt, ist ein frei stehender Bergkegel.

Die einstige Stammburg des 1583 ausgestorbenen Henneberger Adelsgeschlechts wurde im Bauernkrieg 1525 zerstört.
Die Burg wurde erstmals 1096 urkundlich erwähnt. Grabungsfunde belegen aber eine Besiedelung bereits zur frühen
Eisenzeit. Bis 1989 befand sich die Burg im Sperrgebiet. Vom Bergfried aus wurde der Grenzübergang Mellrichstadt
überwacht. Seit der Übernahme der Burgruine Henneberg durch die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten wird die Burganlage saniert.

Wir wandern über den Schlossberg nach Henneberg hinab und auf der Straße Lehmhof aus dem Ort. Indem wir die B 19
queren, kommen wir auf ein Asphaltsträßlein. Wir folgen ihm zur Straße beim vor uns liegenden Wäldchen. Dort
schwenken wir nach rechts und gleich links zum Jagdschloss Fasanerie.