Schillers Familie
schiller

Kurzfassung Lebensstationen von Johann Christoph Friedrich Schiller
∗10. November 1759 in Marbach am Neckar † 9. Mai 1805 in Weimar
Sein Vater Johann Caspar Schiller war Offizier und Wundarzt, seine Mutter Elisabetha Dorothea Kodweiß die Tochter des Marbacher Löwenwirts.

1759 bis 1781: Kinderheit, Jugend, Studium
Marbach, Lorch, Ludwigsburg, Stuttgart
Dem Vater war eine klassische Bildung verwehrt geblieben. Auch deshalb achtete er streng auf die Erziehung und Bildung seines einzigen Sohnes. Lesen und Schreiben lernte das schwächliche und anfällige Kind vom Vater und in der Dorfschule. Bereits mit sechs Jahren wurde Schiller vom Pfarrer Philipp Ulrich Moser in Latein und Griechisch unterrichtet.
Ab 1767 besuchte er die Lateinschule in Ludwigsburg, Voraussetzung für das angestrebte Theologiestudium. Schiller fühlte sich schon früh zur Dichtung hingezogen und verfasste bereits in jungen Jahren Gedichte und Theaterstücke.

Gegen seinen Willen und den seiner Eltern zwang ihn der Württembergische Herzog Karl Eugen ab 1773 auf die militärische „ Karlsschule“, wo er Jura studieren mußte. Ende 1775 wurde die Karlsschule von der Solitude nach Stuttgart verlegt. Auf Anordnung des Herzogs studierte Schiller von da an Medizin. Heimlich las Schiller die Werke von Lessing, Klopstock und Shakespeare. Freizeit gab es in der Schule keine, die Erziehung erfolgte nach einem strengen Reglement, unter „militärischem Drill“, sodass der junge Medizinstudent in den Nachtstunden unter schwierigsten Bedingungen und immer in Angst vor Entdeckung an seinem ersten Stück »Die Räuber« schrieb. Erst im zweiten Anlauf wurde 1780 Schillers Dissertation »Versuch über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen« angenommen, und er konnte die Karlsschule verlassen. Wiederum auf Befehl des Herzogs nahm er eine Stelle als schlecht besoldeter Arzt im Regiment Auge´ in Stuttgart an.


1782 bis 1789: Von den Räuber bis zu Charlotte in
Bauerbach, Mannheim, Leipzig, Dresden
Wegen der Aufführungen seines ersten Werks »Die Räuber« am Theater in Mannheim am 13. Januar 1782 geriet er in Konflikt mit dem Landesherrn, der ihm das Schreiben jeglicher, außer medizinischer, Schriften verbot, sodass er schließlich von September bis Dezember 1782 über mehrere Zwischenstationen von Stuttgart nach Bauerbach/Thüringen flüchtete. In der Einsamkeit auf dem Gut seiner Förderin und Gönnerin Henriette von Wolzogen in Bauerbach entstanden »Kabale und Liebe«, arbeitete er am Fiesco und an Entwurf zum Drama »Don Karlos«.

1783 im Juli konnte Schiller ein Angebot des Theaterdirektors Dalberg am Theater in Mannheim annehmen und kehrte zurück in die städtische Gesellschaft Mannheims. Ab Sommer war er dort für ein Jahr als Theaterdichter unter Vertrag. Eine schwere Erkankung hinderte ihn, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Monatelang unterzog er sich fragwürdigen Selbstbehandlungen, die seine Gesundheit vermutlich auf Dauer schädigten. Trotz Krankheit arbeitete Schiller hart an seinem »Fiesco« sowie »Kabale und Liebe«. Die Uraufführung dieser Stücke fiel in diese Zeit.
Nachdem sein Jahresvertrag am Theater nicht verlängert wurde, nahm er bereitwillig die Einladung seines Bewunderers und späteren Freundes Christian Gottfried Körner nach Leipzig und später Dresden an. Dank der großzügigen Unterstützung Körners konnte Schiller sich ganz seiner Dichtkunst widmen. In dieser glücklichen Zeit entstand seine Ode »An die Freude«, die im letzten Satz der 9. Sinfonie Beethovens vertont wurde und heute Europa-Hymne ist.


WEIMAR, RUDOLSTADT und JENA
Am 21. Juli 1787 traf Schiller zum ersten Mal in Weimar ein. Seine langjährige enge Freundin Charlotte von Kalb führte ihn in die Weimarer Gesellschaft und am Hofe Carl Augusts ein. Der thüringische Landesherr hatte Schiller bereits während seiner Mannheimer Zeit zum »Weimarischen Rat« ernannt. In Weimar lernte Schiller auch Christoph Martin Wieland kennen, und suchte den Gedankenaustausch mit dem Philosophen und Hofprediger Johann Gottfried Herder.

Auf die erste Begegnung mit dem zehn Jahre älteren Johann Wolfgang von Goethe musste Schiller allerdings bis zum 7. September 1788 warten. In der Folge gingen sich die beiden sogar aus dem Weg. 1787 erschienen einige seiner Werke von ihm gleichzeitig als Herausgeber in 2 Heften „Die Thalia“ unter Verleger Göschen, Leipzig. 1787 nach einer Begegnung in Rudolstadt mit den Lengefeldschwestern Karoline und Charlotte auf der Rückreise von Bauerbach nach Weimar warb er um Charlotte von Lengefeld aus Rudolstadt. Ab Mai 1789 hatte Schiller als unbesoldeter Professor für Geschichte an der Universität in Jena eine Anstellung erhalten, was gleichzeitig Voraussetzung für die Zustimmung von Mutter Louise von Lengefeld zur Eheschließung mit Tochter Charlotte war.

1790 bis 1797:
Von der Hochzeit bis zum Balladenjahr Jena
Nachdem er sich nach langem Zweifel für Charlotte entschieden und sich heimlich in Bad Lauchstädt mit ihr verlobt hatte, fand am 22. Februar 1790 im engsten Familienkreis in der kleinen Dorfkirche Wenigenjena die Hochzeit statt. Aus dieser Ehe entstammen 4 Kinder. In Jena sollte er für die nächsten 10 Jahre an verschiedenen Stellen mit seiner Familie wohnen und mehrere seiner Werke dort schaffen können. Schiller hielt Vorlesungen und Kollegs zu unterschiedlichen Themen an der Universität in Jena. Seine zweite große historische Arbeit zum Dreißigjährigen Krieg wurde in Göschens »Historischem Taschenbuch für Damen« veröffentlicht und von den Leserinnen geradezu verschlungen. Bis zum Ende des Jahres 1790 hat Schiller sich völlig verausgabt und erkrankte schwer. Monatelang wurde er bis in das Jahr 1792 von Lungen- und Rippenfellentzündungen gequält. Nach einer langen Genesungszeit verschafften großzügige finanzielle Zuwendungen des dänischen Erbprinzen Schiller Freiheit und Unabhängigkeit vom Broterwerb für fünf Jahre.

REISE in die SCHWÄBISCHE HEIMAT und GEBURT des ersten SOHNES
Anlässlich der bevorstehenden Geburt des ersten Sohnes Karl Friedrich Ludwig reiste Schiller 1793 für ein knappes Jahr mit seiner Frau nach Schwaben. Neben dem Wiedersehen mit seiner Familie zählte der Besuch in der alten Heimat eher enttäuschend und der Abschied für endgültig.


JENA
Herausgabe die „HOREN“, BALLANDENJAHR
- FESTIGUNG der FREUNSCHAFT mit GOETHE


Schiller als Herausgeber der literarischen Monatszeitschrift „Die Horen“. Zurück in Jena lud Schiller 1794 die bedeutendsten Schriftsteller seiner Zeit zur Teilnahme an einer Monatsschrift ein und erhielt eine zusagende Antwort von vielen. Über Bestimmung und Inhalt seiner neuen Monatsschrift sprach sich Schiller in einer Privatanzeige an die eingeladenen Schriftsteller aus, die hier auszugsweise als Einleitung wiedergegeben ist:
„Die Horen Unter diesem Titel wird mit dem Anfang des Jahres 1795 eine Monatsschrift erscheinen, zu deren Verfertigung eine Gesellschaft bekannter Gelehrten sich vereinigt hat. Sie wird sich über alles verbreiten, was mit Geschmack und philosophischem Geiste behandelt werden kann, und also sowohl philosophischen Untersuchungen, als historischen und poetischen Darstellungen offen stehen...“
Schiller konnte den Gelehrten Wilhelm von Humboldt sowie den Kantschüler Johann Gottlieb Fichte dafür gewinnen, allen voran aber den bis dahin distanzierten Goethe.
Die erste Ausgabe der »Horen« erschien am 15. Januar 1795. Das Ende der Horen kam 1798. Schiller beschäftigte sich zu dieser Zeit intensiv mit dem „Wallenstein“. Außerdem hatte er nur Probleme mit diesem Magazin, da es an guten und zuverlässigen Mitarbeitern fehlte, so dass das 12. Heft des Jahrgangs 1797 im März 1798 erschien und die Horen eingestellt wurden.
Im September 1794 fasste Schiller den Plan einen „Musenalmanach“ neben den „Horen“ herauszugeben. „Es sollte“, wie Goethe erzählt, „eine poetische Sammlung sein, die jener meist prosaischen in den Horen vorteilhaft zur Seite stehen könnte. Auch hier war ihm das Zutrauen seiner Landsleute günstig. Der erste Jahrgang dieses alle seine Vorgänger und Altersgenossen weit überragenden, mit Beiträgen von Goethe, Herder, Haug, Kosegarten, A. W. Schlegel, Woltmann, Conz, Hölderlin u. a. trefflich ausgestatteten Musenalmanachs erschien bei Michaelis in Neustrelitz, und wurde unter Wilhelm von Humboldts Obhut in Berlin gedruckt. Es konnten 5 Jahrgänge, 1996 bis 1800 erscheinen.
Mit der Verfassung der »Xenien« vertiefte sich dieseit 1794 begonnene Beziehung zwischen Schiller und Goethe – insbesondere nach einem zweiwöchigen Besuch Schillers in Goethes Haus in Weimar. Die beiden großen Dichter haben sich gegenseitig inspiriert und angespornt und wir verdanken ihrem intellektuellen Austausch die Werke, die heute zur Weimarer Klassik zählen.
Im sogenannten »Balladenjahr« 1797 traten sie in einen Wettstreit und erschufen Werke, die bis heute zur Weltliteratur zählen:

»Die Bürgschaft«,
»Das Lied von der Glocke«,
»Die Kraniche des Ibykus«
oder Goethes »Zauberlehrling«.

1799 folgten die Dramen-Trilogie »Wallenstein«.
Am Ende des Jahres siedelte er nach Weimar über, wo er bis zu seinem Tod lebte.

1798 bis 1805:
Vom Wallenstein bis zum Tod


WEIMAR
Die Intensivierung der Theaterarbeit in kontinuierlichem Austausch mit dem Ensemble belebten sein Schaffenszeit in Weimar. Nach einem schweren Nervenfieber konnte er Mitte 1800 das Drama »Maria Stuart« beenden. 1801 folgte »Die Jungfrau von Orleans«.
Schillers Erhebung in den Adelsstand durch den Kaiser in Wien im Jahre 1802 erfreute vor allem seine Frau Charlotte, geb. von Lengefeld. Diese hatte ihren Adelstitel für die Hochzeit mit Schiller aufgegeben.
Die Idee von Freiheit und Würde des Menschen zieht sich durch sämtliche Werke des Dramatikers, Dichters und Historikers. Sein größter Erfolg wurde das Drama »Wilhelm Tell«, uraufgeführt in Weimar am 17. März 1804. Bis zuletzt ist Schiller mit seinen Dramen beschäftigt, Fragmente entstanden und blieben unvollendet in seinem Werk „Demetrius“.
45jährig, verstarb Schiller am 9. Mai 1805 in Weimar, vermutlich an den Folgen einer akuten Lungenentzündung. In einer buchstäblichen Nacht- und Nebel-Aktion wurde er vom 11. auf den 12. Mai auf dem Jakobs- Friedhof in Weimar beigesetzt. Seine – vorerst – letzte Ruhestätte fand er im Kassengewölbe, einer Art Massengrab. Erst im Jahre 1827 wurden seine sterblichen Überreste in die Weimarer Fürstengruft überführt.

Auszug aus Quelle: Kurzfassung von Schillers Biografie in vier Teilen – http://www.friedrich-schiller-archiv.de/biografie-schiller/

Schillers Familie

ELTERN:

VATER:
Johann Caspar Schiller
* 27.10.1723 in Bittenfeld +7.9.1796 Solitude

war zuerst Chirurg in Denkendorf, Lindau und Nördlingen, dann Feldscher eines bayerischen Regiments in holländischem Dienst, ab 1749 Wundarzt in Marbach, ab 1753 Fourier in württem-bergischen Diensten, ab 1763 Werbeoffizier in Schwäbisch Gmünd, ab 1766 Hauptmann im Infanterie-Regiment zu Ludwigsburg, vom 5.12.1775 an bis zu seinem Tod Garteninspektor und Intendant der herzoglichen Hofgärtnerei und Forstschule auf Schloß Solitude Stuttgart. Sein Grab befindet sich in Gerlingen.

MUTTER:
Elisabetha Dorothea Kodweiß
*13.12 1732 in Marbach +29.4.1802 in Cleversulzbach

einziges erwachsen gewordenes Kind ihrer Eltern, heiratete am 22.7.1749 in Marbach, gebar zwischen 1757 und 1777 sechs Kinder, wohnte bis 1763 in Marbach, während ihr Ehemann militärische Aufgaben an verschiedenen Orten erfüllte, zog dann mit ihm zusammen nach Lorch, Ludwigsburg und zur Solitude. Nach dem Tod ihres Ehemanns erhielt sie eine Pension und eine freie Wohnung im Schloß Leonberg. Sie starb nach langem krankheitsbedingtem Aufenthalt bei ihrer Tochter Luise in Cleversulzbach. Ihr Grab befindet sich in Cleversulzbach. Es bildet zusammen mit dem Grab der Mutter Eduard Mörikes, das so genannte "Dichtermüttergrab".

GROßELTERN väterlicherseits:
Johannes Schiller
* 20.10.1682 in Bittenfeld + 11.6. 1733 in Bittenfeld

war Bäcker und Schultheiß, starb 50-jährig, als Johann Caspar zehn Jahre alt war, zwei jüngere und fünf ältere Geschwister gehörten zur Familie.

Eva Margarete Schatz
* 7.11.1690 in Alfdor + 21.9.1778 in Bittenfeld
hatte als Witwe acht Kinder zu versorgen, heiratete 1740 einen Witwer in Murr, kehrte aber 1759 nach dessen Tod nach Bittenfeld zurück.


GROßELTERN mütterlicherseits:
Georg Friedrich Kodweiß
* 4.6.1698 in Marbach + 23.6.1771 in Marbach
war Bäcker, Gastwirt des "Goldenen Löwen" und herzoglicher Holzinspektor. Die Tätigkeit in der Holzwirtschaft wurde ihm zum Verhängnis, denn er handelte so unvorsichtig, dass sein ganzer Besitz und auch der seines Schwiegersohnes Schiller an seine Gläubiger überging. Danach bekam er die Aufgabe des Torwärters im Niklastor mit Wohnrecht im Torwärterhäuschen.

Anna Maria Munz
* 25.1.1698 auf dem Hof Röhrach + 28.1.1773 in Marbach
brachte sieben Kinder zur Welt, von denen einzig Schillers Mutter die Kindheit überlebte. Die letzten 19 Monate ihres Lebens verbrachte sie als Witwe unter Marbacher Armenrecht, da das Wohnrecht im Torwärterhäuschen an die Tätigkeit ihres Mannes gebunden war und somit an den Nachfolger überging.


SCHWESTERN:
Elisabeth Christophine Friederike
* 4.9.1757 in Marbach + 31.8.1847 in Meiningen
sie heiratete fast 29-jährig den Bibliothekar und Hofrat Reinwald und zog zu ihm nach Meiningen. Friedrich Schiller kannte ihn, hielt ihn für geizig und riet seiner Schwester von dieser Ehe ab, doch sie folgte dem Rat der Eltern. Tatsächlich musste sie, die eine begabte Zeichnerin war, zum Haushaltseinkommen beitragen, indem sie Bürgertöchtern Zeichenunterricht gab. 1796 reiste sie zu ihren Eltern und Schwestern auf die Solitude, um der an Typhus erkrankten Familie beizu-stehen. Nach dem Tod der jüngsten Schwester und des Vaters ließ sie sich nur dadurch zur Rückkehr nach Meiningen überreden, dass ihr Ehemann den Verzicht auf die ungeliebten Unterrichtsstunden versprach. Sie überlebte ihren Ehemann um über 30Jahre als „glückliche Witwe“ und wurde fast 90 Jahre alt. Auf dem Meininger Parkfriedhof liegt sie begraben und ein Grabkreuz steht zu ihren Ehren und Einnerung an „Schillers Lieblingsschwester Christophine“.

Luise Dorothee Katharine
* 23.1.1766 in Lorch + 14.9.1836 in Möckmühl
sie war eine tüchtige "Hauswirtin", wie ihr Bruder wusste. Er ließ sie im August 1793, als er mit der hochschwangeren Charlotte in der freien Reichsstadt Heilbronn auf die ungefährdete Weiterreise ins Herzogtum Württemberg wartete, seinen Haushalt führen. Sie überlebte zusammen mit der Mutter die Typhus-Epidemie 1796 und zog mit ihr ins Schloß Leonberg. Mit 33 Jahren heiratete sie den Pfarrer Frankh, der gerade seine erste Pfarrstelle in Cleversulzbach erhalten hatte. Dort besuchte die Mutter sie mehrmals, zuletzt ab Februar 1802, um unter ihrer Pflege allmählich zu genesen. Dieser Wunsch erfüllte sich nicht, die Mutter starb am 29.April 1802. Ab 1805 lebte Luise mit ihrer größer werdenden Familie in Möckmühl. Dort befindet sich auch ihr Grab.

Marie Charlotte
* 20.11.1768 in Ludwigsburg + 29.3.1774 in Ludwigsburg
zu ihren Taufpaten zählten Mitglieder der Familien von Hoven, Cotta und Reichenbach. Bei der Reise in seine schwäbische Heimat 1793/94 pflegte Friedrich Schiller immer noch verschiedene Kontakte zu diesen Familien, z. B. war Ludovike Simanowiz geborene Reichenbach die beliebteste Porträtistin der Familie Schiller. Marie Charlotte starb fünfjährig an Lungenentzündung.

Beate Friederike
* 4.5.1773 in Ludwigsburg + 22.12.1773 in Ludwigsburg
sie ist Friedrich Schillers unbekannte Schwester. Er hat sie nie gesehen. Am 16. Januar 1773 begann seine Schulzeit in der militärischen "Pflanzschule", der späteren Militärakademie und Hohen Carlsschule. Erst nach seinem Abschluß am 15. Dezember 1780 konnte er seine Familie wieder treffen.

Karoline Christiane
* 8.9.1777 auf der Solitude + 23.4.1796 auf der Solitude
sie wurde liebevoll "Nanette" genannt. Friedrich Schiller sah sie zum ersten Mal, als sie drei Jahre alt war. Sie soll ihm im Aussehen und auch in ihren Begabungen ähnlich gewesen sein. Im Alter von 15 Jahren unternahm sie mit ihrer Mutter eine Reise zu ihrem Bruder und seiner Frau nach Jena. Sie war vom dortigen Theaterleben fasziniert und träumte davon, Schauspielerin zu werden. Leider gehörte sie im Alter von 19 Jahren zu den Opfern der Typhus-Epidemie auf der Solitude. Ihr Grab bildet zusammen mit dem Grab ihres Vaters eine Gedenkstätte neben der Gerlinger Kirche. Eine Bronzetafel erinnert an diese beiden nahen Angehörigen Friedrich Schillers.

EHEFRAU:
Charlotte Luise Antoinette v. Lengefeld
* 22.11.1766 in Rudolstadt + 9.7.1826 in Bonn
sie war von thüringischer adliger Herkunft und hat nach ihrer Heirat mit Friedrich Schiller ihre gewohnte gesellschaftliche Umgebung verlassen müssen. Erst nach der Verleihung des Adelstitels an Friedrich Schiller im Jahre 1802 konnte sie in die adligen Kreise ihrer Kindheit und Jugend zurückkehren. Damit hatte die Verleihung des Titels für sie eine wesentlich größere Bedeutung als für den Dichter selbst. Sie brachte vier Kinder zur Welt, für die sie nach dem Tod Schillers noch viele Jahre die Verantwortung trug. Sie starb während eines Besuchs bei ihrem Sohn Ernst in Bonn an den Folgen einer Augenoperation.Ihr Grab befindet auf dem Alten Friedhof Bonn.


KINDER:

Karl Friedrich Ludwig
* 14.9.1793 in Ludwigsburg + 21.6.1857 in Stuttgart
er war elf Jahre alt, als sein Vater starb. Die Mutter ermöglichte ihm das Studium der Forstwissenschaften in Heidelberg und Jena. 1817 wurde er im württembergischen Forstdienst angestellt. Er heiratete Friederike Luise Locher aus Freudenstadt, mit der er einen Sohn hatte. König Friedrich von Württemberg betrachtete es als eine Ehre, den Sohn des großen schwäbischen Dichters in seinen Diensten zu haben. Im Jahr 1845 wurde er in den Freiherrenstand erhoben. Sein Grab befindet sich auf dem Fangelsbachfriedhof in Stuttgart.


Ernst Friedrich Wilhelm
* 11.7.1796 in Jena + 19.5.1841 in Villich bei Bonn
er sah seinem Vater ähnlich und war insgeheim der Liebling seiner Mutter. Sie ließ ihn, ebenfalls in Heidelberg und Jena, Rechtswissenschaften studieren. 1819 trat er in Köln in preußische Dienste, heiratete 1823 die Witwe Magdalene v. Mastiaux geborene Pfingsten. Sie war fast 15 Jahre älter als er und Mutter einer Tochter. Gemeinsame Kinder gab es nicht. Sein Grab liegt an derselben Stelle wie das seiner Mutter in Bonn.


Karoline Luise Henriette
* 11.10.1799 in Jena + 19.12.1850 in Würzburg
zu ihren Taufpaten gehörte "Herr Geheim Rath von Göthe, Weimar". Sie war eine ausgebildete Erzieherin, arbeitete am Hof des Herzogs Eugen von Württemberg in Karlsruhe/Schlesien. Nach einer Affäre mit einem jungen Kollegen wechselte sie nach Heidelberg, um ein Mädcheninternat zu leiten. 39-jährig heiratete sie in Volkstedt bei Rudolstadt den Witwer und Vater von sechs Kindern Franz Junot. Ihr einziges gemeinsames Kind Karl Felix Junot starb kurz nach seinem fünften Geburtstag. Karoline gründete in Rudolstadt eine höhere Mädchenschule, das "Schillerinstitut". Sie starb in Würzburg während eines Besuchs bei ihrer Schwester. Ihr Grab befindet sich in Würzburg.


Luise Henriette Emilie
*25.7.1804 in Jena +25.11.1872 auf Schloß Greifenstein ob Bonnlanden
neun Monate alt war sie, als Friedrich Schiller starb. Kurz vor seinem Tod hatte er darum gebeten, ihm sein jüngstes Kind zu bringen. Er war so schwach, dass er es nicht mehr selbst halten konnte, und hat sich nur mit einem Seufzer von seiner kleinen Emilie verabschiedet. Auch den Tod ihrer Mutter musste sie in jungen Jahren verkraften, kurz vor ihrem 22. Geburtstag. Bald danach lernte sie bei einem Aufenthalt in Berlin ihren zukünftigen Ehemann kennen. Er war der Sohn der besten Freundin ihrer Mutter und der Patensohn ihres Vaters: Heinrich Adalbert Freiherr von Gleichen-Rußwurm. Nach ihrer Heirat nahm das junge Paar seinen Wohnsitz im Schloß Greifenstein in Unterfranken, das allmählich zum Mittelpunkt der Schillerstiftung wurde. Emilie sammelte und sichtete das Erbe und schrieb biographische Beiträge zu ihrem Vater und der Familie. Der Ehe entstammt ein Sohn.


ENKEL:

Ernst Friedrich Ludwig Freiherr von Schiller
* 28.12.1826 in Reichenberg bei Backnang + 8.5.1877 in Stuttgart
er wurde österreichischer Kürassieroffizier und erreichte den Rang eines Majors. 1856 heiratete er in Stuttgart Mathilde von Alberti, die Tochter des Festungskommandanten auf dem Hohenasperg. Unter einem seiner Vorgänger hatte Friedrich Schiller 1781 den dort eingekerkerten Dichter Schubart besucht, was seine Furcht vor einer Festungshaft begründete. Ein Sohn wurde 1857 geboren.

Heinrich Ludwig Freiherr von Gleichen-Rußwurm
* 25.10.1836 auf Schloß Greifenstein + 9.7.1901 in Weimar
er war ein angesehener Landschaftsmaler und von 1895 bis zu seinem Tod Vorsitzender der Deutschen Schillerstiftung. 1859 heiratete er Elisabeth Freiin von Thienen-Adlerflycht, die nur wenige Wochen nach der Geburt ihres einzigen Kindes starb.

Karl Felix Junot
* 1.4.1839 in Rudolstad + 27.4.1844 in Rudolstadt
er war das einzige Kind seiner Mutter, die bei seiner Geburt fast 40 Jahre alt war und bereits die sechs Kinder aus der ersten Ehe ihres Mannes zu betreuen hatte.


URENKEL:

Friedrich Karl Eberhard Ludwig von Schiller
* 6.4.1857 in Pápa/Ungarn + 26.7. 1857 in Pápa/Ungarn
er war der letztgeborene Nachkomme Friedrich Schillers, der diesen Namen trug, aber ihm war nur ein ganz kurzes Leben vergönnt.

Heinrich Adelbert Konrad Karl Alexander Freiherr von Gleichen-Rußwurm
*6.11.1865 auf Schloß Greifenstein + 25.10.1947 in Baden-Baden
er war der letzte direkte Nachkomme Friedrich Schillers und der einzige, der sich schriftstellerisch betätigte. Seine Ehefrau war wie seine Mutter ein Mitglied der Familie Thienen-Adlerflycht. Die Ehe blieb kinderlos. Auf ihn traf eine Vorhersehung Friedrich Schillers aus dem Jahr 1798 ein, die dessen Ehrenbürgerschaft Frankreichs betraf: Als Schiller die Urkunde überreicht wurde, schien sie ihm nicht nützlich zu sein, aber er nahm sie entgegen mit den Worten, dass sie vielleicht einem seiner Nachkommen einen Vorteil bringen könnte. Tatsächlich gelang es seinem Urenkel 1945 während der Besatzungszeit Baden-Badens durch französische Truppen, die Beschlagnahmung seiner Villa unter Verweis auf die französische Ehrenbürgerwürde seines berühmten Urgroßvaters zu verhindern
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