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Das Lied von Bauerbach

Melodie: Will mich einmal ein guter Freund besuchen
1.
Am zweiten Mittwoch jeden Mondes wallen
von Meiningen, der biedern Harfenstadt,
viel Männ- und Weiblein durch belaubte Hallen,
dahin, wo Schiller einst geweilet hat.
Als er die Fesseln brach
und in Verbannung lag,
da nahm ihn auf das kleine Bauerbach.
2.
Da schuf er`s Trauerspiel “Cabal und Liebe”
und den Don Carlos bracht` er hier zu Stand
zu zeigen, wie des Herzens schönste Triebe
durch böse Ränke werden ganz zu Schand
Ein'n Ritter nannt er sich,
das war er sicherlich
ein Ritter ohne Furcht und Trug und Schlich.
3.
Drum wandern wir von Zeit zu Zeit hinüber
zum lieben waldumsäumten Bauerbach.
Die Herrn gern, die Damen noch viel lieber
und scheuen nicht des Wetters Ungemach.
Im Lodenmantel gut,
mit Schirm und Wetterhut
so wandern wir dahin in frohem Mut
4.
Sind wir nun glücklich drunten angekommen
Im trauten Raum von Bildern rings umkränzt
da wird alsbald an Tischen Platz genommen
und der Levante brauner Trank kredenzt
Die Bank tut einen Krach,
die Damen rufen: Ach,
wie schön ist's doch im lieben Bauerbach
5.
Drauf öffnet seinen Mund der Präsidente,
begrüßt der Schillerfreunde fröhlich Rund.
Der Schriftwart ist in seinem Elemente,
er gibt das Neueste von Schiller kund.
Was Einer schrieb und sprach,
das dient der guten Sach`,
das mehrt den Ruhm vom alten Bauerbach.
6.
Danach erklingen frohe Weisen,
bald Einzelstimmen, bald im vollen Chor,
ein jedes will den schönen Abend preisen
in Poesie und Prosa glänzt Humor.
Pusch's, Riese's, o wie nett
die singen im Quartett
sogar der Hu-Hu, Hummer steigt auf's Brett.
7.
. Wenn nun im hellen Trank die Gläser blinken
und dichter Tabaksrauch die Luft beschwert.
Herr Fritz trägt auf an Käse, Wurst und Schinken
und kräft`gen Brot, was jedes Herz begehrt.
Wohlauf, die Glock` schlägt zehn,
s` ist Zeit, nach Haus` zu gehen,
doch Alles sagt: S` war wieder wunderschön!
8.
Ist's Wetter schlecht, wir dürfen nicht verzagen
vor Regen, Wind und wildem Sturmgebraus.
Da draußen halten schon bespannte Wagen,
die führen uns gar sänftiglich nach Haus'.
Der Herr Kommerzienrat
er ist uns früh und spat
ein treuer Förderer mit Rat und Tat.
9.
Sind wir nun endlich glücklich heimgekommen,
Von frohem Sang erklang noch Wald und Tal.
Wird allerseits vergnügt Abschied genommen,
Und müde legt sich Jedes in die Fall.
Jedoch im Schlafgemach,
im Traum noch halb wach,
klingt uns im Ohr das Lied von Bauerbach.
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